Europameisterschaften, Cheile Gradistei/ROM

6. Rang Shorttrack XCC

09.05.2024

Es war mein allererstes Shorttrack-Rennen meiner Karriere. In der Quali (verkürztes Renne über 3 Runden) hatte Mühe und habe mich nur knapp für das Finale qualifiziert. Wir U23-Fahrer mussten mit den Elite-Fahrer starten (wurden aber separat gewertet). Das Feld hat es schon früh auseinander gezogen. Das Rennen ging über 6 Runden und ich hatte einen super Start, bin aber nachher etwas zurückgefallen. Ab der drittletzten Runde konnte ich mit Malene Degn (DEN) fahren. Wir haben gut zusammengearbeitet und so konnten wir immer mehr aufschliessen. Da Elite und U23 im selben Rennen fuhren, gab es überhaupt keine Übersicht und es war umso wichtiger, nicht aufzugeben und einfach das Bestes zu geben. Am Schluss kam es zum Sprint um Platz 17 (overall)… leider hatte ich diesen verloren und belegte in der Elite Platz 18 und in der U23 Platz 6.

Ich bin sehr zufrieden und es war eine wichtige Erfahrung!

3. Rang Team Relay XCM

10.05.2024

Erst um 10:00 Uhr am Renntag habe ich erfahren, dass ich im Team-Relay starten würde, da die vorhergesehene U23-Fahrerin nicht ganz fit war. Ich bin gerne eingesprungen :), aber alles war deshalb etwas kurzfristig. Doch ich habe mich aber nicht stressen lassen und habe mich einfach auf den Zusatzeinsatz gefreut. Ich fuhr die Ablösung 4 von 6.

Ramona Forchini startet vor mir und übergab an mich an 5. Position. Es war eine coole Strecke und sie war grossenteils trocken. Ich bin einfach mein Rhythmus gefahren und habe schnell Dänemark eingeholt. In den Abfahrten konnte ich Zeit gutmachen und auch Frankreich einholen. Ich wollte technisch sauber bleiben und keine dummen Fehler machen. Ich hatte super Beine und konnte im letzten Teil der runde noch die Juniorin der Italiener einholen und als erstes Team an unsere Juniorin Murielle Furer übergeben. Sie hielt sich gut konnte und als dritte unserem Schlussfahrer Thomas Litscher übergeben. Er hatte Pech und nach nur 3 Minuten einen Platten eingefahren. Doch da er mit Inlets («Nudeln») gefahren ist, konnte er den 3. Platz ins Ziel retten.

Es ist meine erste EM-Team-Medaille. Ich bin super dankbar und stolz, dass ich noch starten durfte und dass wir als Team diese Medaille geholt haben.

3. Rang Cross Country XCO

12.05.2024

Das Rennen ging über eine Startrunde und 5 normale Runden. Der Start war wichtig, um dem Stau zu entgehen und in der Abfahrt vorne dabei zu sein. Es war nass, kalt, schlammig und echt crazy Conditions. Ich hatte einen schlechten Start und musste bei der ersten Engstelle anhalten und zu Fuss gehen. Beim Stau konnte ich schon einige überholen und versuchte einfach nicht über dem Limit zu fahren und technisch sauber zu bleiben. Die Strecke war defektanfällig und richtig cool zu fahren bei den nassen Bedingungen. Nach der Startrunde war ich etwa auf Platz 23 und vor mir hatte schon grosse Lücken im Feld. Darum habe ich gedacht: okay einfach mein Tempo finden. Und das habe ich sehr gut gefunden! Ich konnte technisch sauber bleiben und mein Rhythmus fahren. Mein Plan ging auf und von Runde zu Runde kam ich weiter nach vorne. Das Podium war weit entfernt und ich dachte es reicht für den 7. oder 6. Platz… es wurde von Runde zu Runde auch kälter. Einige Athletinnen hatten Mühe damit und fielen zurück. Ich aber mache weiter Plätze gut und die letzten Runden konnte ich mit der Britin Ella Maclean-Howell zusammen fahren und plötzlich fuhren wir um Platz 3! Ich hatte Geduld und haben im richtigen Moment angegriffen. Vorerst kam ich nicht weg, aber im Downhill konnte ich eine Lücke reissen und den Podestplatz ins trockene bringen…ich hätte nie gedacht, dass ich im ersten Jahr U23 um eine Medaille fahren könnte! Ich bin sehr dankbar, dass es aufgegangen ist und dass ich das Podium mit meiner Teamkollegin Monique Halter (1. Rang) teilen konnte!

Anina Hutter, 13.05.24

Papas-Sicht

Zum Saisonstart rechneten wird nicht damit, dass Anina dieses Jahr an einem Grossevent (EM, WM) teilnehmen kann. Zu gross ist die Konkurrenz in der Schweiz für die wenigen Startplätze. Als die Selektion dann feststand, waren wir uns nicht sicher, ob wir die lange Reise nach Rumänien antreten und Anina vor Ort lautstark unterstützen sollten…

Als dann am Sonntag vor der EM-Woche das Rennbike von Anina einen Rahmenbruch erlitt, meinte sie nur lapidar «jetzt ist klar, dass Du auch nach Rumänien fährst Papa…». Denn Ihr Teamchef Joe musst das Rennbike zuerst wieder neu aufbauen und es stand «erst» am Donnerstag wieder zur Verfügung. Also fuhr ich nach Bözen, lud das Rennbike und fuhr die 20 Stunden nach Cheile Gradistei. Leider konnten Livio und Nicole nicht mitkommen.

Die Fahrt verlief (bis auf eine 2-Stunden-Stau rund um München) problemlos und das gebuchte Hotel stellte ich als sehr gut heraus. Rumänien ist ein sehr schönes Land und die Region um Cheile Gradistei erinnert ein bisschen ans Appenzellerland. Die Einheimischen sind zurückhaltend, aber eigentlich auch sehr freundlich. Leider sprechen nur die wenigsten englisch und mein rumänisch ist auch sehr bescheiden 😉…so wurde die Kommunikation zu einer echten Herausforderung.

Pünktlich zum ersten Rennen kam ich in Cheile Gradistei an. Und mit dem XCC standgleich eine Premiere für Anina an. Die Vorzeichen standen eher schlecht, da die Strecke sehr schlammig war und Anina nun nicht gerade als Regenspezialisten bekannt ist (siehe Rennbericht Hochdorf 2022). Doch Anina machte ihr Sache sehr gut – siehe oben. Sehr interessant war auch zu sehen, wie sich Anina im Elitefeld behaupten kann.

Für das Team-Relay war Anina nicht vorgesehen. Deshalb plante ich für Freitag eine grössere Biketour. Mitten auf der Tour senden uns Anina eine Voicemail, in der sie uns mitteilte, dass sie aufgrund des Verzichts von Monique nun doch starten werde. Für mich bedeutet dies den Abbruch der Biketour und zurückstressen auf den Rennplatz. Als ich dort ankam, war die Streckenbesichtigung unterbrochen. Was war passiert? Ein schlimmer Sturz mit Verletzungen? Nein: zwei Bären waren auf der Strecke unterwegs! Die Bären konnten dann vertrieben und das Rennen zeitgerecht gestartet werden. Was ich dort von Anina zu sehen bekam, war phänomenal! Anina zeigte eine Wahnsinnsrunde und brachte die Schweiz von Rang 5 auf Rang 1…dies mit der schnellsten Zeit ALLER Frauen (inkl. Elite). Der Lohn war eine Medaille…und was wäre erst möglich gewesen, wenn Thomas Litscher nicht einen Platten eingefahren hätte?

Am Sonntagmorgen gleich zwei negative Überraschungen: Für das XCO-Rennen am Sonntag war Regen angesagt. Aber das war eine Untertreibung: es regnete in Strömen, es war kalt (ca. 4°C) und windig. Und mir war über Nacht eine meiner grossen Schweizerfahnen gestohlen.

Doch die Schweizer Ladies freuten sich über das Wetter («bei Nässe ist die Strecke schwieriger…»). Eine Top-15-Platzierung hielt ich für möglich, ein Top-10-Resultat für das Maximum. Doch was dann kam, war etwas vom Besten, was ich von Anina je gesehen habe. Sie war voll motiviert und fokussiert und zog ihr Ding stetig und mit Geduld durch. Und sie wurde nicht langsamer. In Verlauf des Rennen war ein Rang in den ersten 10 nicht nur möglich, sondern fast auf sicher. Und plötzlich erschien sie im der kleinen Gruppe mit den Plätzen 3 bis 5. Nun war sogar eine Medaille möglich! Nun wurde ich richtig nervös und dass man als Zuschauer nur einen schlechte Übersicht über die Strecke hatte, machte das Ganz noch schwieriger. Also hiess es warten, warten, warten…und dann kam sie noch zu zweit aus dem Wald. Platz 4 war somit sicher (vorausgesetzt: kein Sturz, kein Defekt…). Nun ging es auf die letzte halbe Runde. Auch dieser Teil war von meinem Standort nicht einsehbar. Also begab ich mich in den Zielraum und das Warten begann erneut. Die 5 Minuten fühlten sich an wie 5 Stunden! Die Siegerin Monique Halter (SUI) kam ins Ziel…Carla Hahn (DEU) erschien als zweite…und dann kam Anina!!!!!!

Fazit: Trotz aller schlechten Ohmen hat Anina völlig überraschend 2 Medaillen geholt: ab sofort bin ich nicht mehr abergläubisch!

Fotos A. Küstenbrück