Tour de Suisse Women

12.05.2025 – Etappe 1

Es waren die ersten heissen Tage dieses Jahres. Ich war top motiviert und freute mich sehr, das erste World-Tour Rennen meines Lebens zu absolvieren. Das Rennen war generell viel weniger hektisch als die anderen Strassenrennen, welche ich bis jetzt absolviert habe. Bereits nach 7km stand der erste Bergpreis an und das Tempo wurde kontinuierlich schneller. Ich konnte mich zu Beginn gut im Feld positionieren. Doch kurz vor dem Bergpreis musste ich abreissen lassen, konnte aber in der Abfahrt wieder zum Feld aufschliessen und bis zum Fuss des Launenpasses gut mitfahren. Nachher war das Rennen für mich schon gelaufen…Im Aufstieg zum Lauenenpass hatte ich Mühe und konnte das hohe Tempo nicht mitgehen. Nachher wurde ich immer wieder von kleineren Gruppen eingeholt, bei denen ich Unterschlupf finden konnte. Teilweise konnte ich mich etwas erholen... doch sobald sie auf der Fläche wieder pushten, wurde ich wieder gedropt (abgehängt).

Um ehrlich zu sein, war es für mich sehr enttäuschend, zu sehen, dass meine Leistung zu schwach war, um sogar mit den hintersten mithalten zu können. Trotzdem habe ich nie aufgegeben und bin weitergefahren. Mit Mühe und Not schaffte ich es ins Ziel und konnte das Zeitlimit knapp geschafft.

13.05.2025 – Etappe 2

Ich habe mich einigermassen erholt und war wieder motiviert. Zu Beginn der Etappe stand wieder der Bergpreis von Gstaad nach Saanenmöser auf dem Programm. Anschliessend folgten 40 flache Kilometer. Das Tempo war zügig und es gab schon einige Attacken, doch diesmal habe ich es geschafft, am Berg dranzubleiben. Ich musste sehr beissen und habe einige Körnen liegen gelassen. Doch nach der Abfahrt fühlte ich mich schon wieder erholt. Danach wurde es hektisch. Es passierte viel, aber das Feld blieb zusammen. Vorne wurden immer wieder Attacken gefahren und viele Teams versuchten, ihre Fahrer in eine Spitzengruppe zu bekommen. Es gelang mir, mich immer bei den grossen Namen aufzuhalten und mich im Feld vorne zu positionieren. Damit hatte ich einen guten Überblick, habe gesehen was passiert und konnte immer gut reagieren. Als dann der grosse Anstieg hinauf zum Schallenberg kam, wurde ich schnell wieder gedropt.

Ich habe alles versucht, an den letzten Rädern dranzubleiben und es irgendwie zurück ins Feld zu schaffen. Doch es ist sehr schwierig wieder ins Feld zu kommen, wenn man allein auf sich gestellt ist...denn die anderen können sich erholen, müssen «nichts» und einfach im Feld mitrollen. Zusammen mit unserem Sportchef Edi Telser haben wir beschlossen, dass ich aus der Tour aussteigen werde. Sonst hätte ich die ganze restliche Saison aufs Spiel gesetzt. Darüber, dass ich die Tour nicht zu Ende fahren konnte, war ich sehr, sehr enttäuscht! Vor allem, dass mein Niveau noch nicht dem World-Tour-Niveau entspricht.

Ich nehme diese Erfahrung mit etwas Distanz aber positiv. Es zeigt mir, dass nicht immer alles nach Plan geht und man trotzdem immer das Beste aus der Situation herausnehmen soll. Ich habe an der Tour de Suisse vieles gelernt... über den Sport, über mich und natürlich die ganze Atmosphäre von dieser Tour.

Ich werde sicher an die Tour de Suisse zurückkehren und ich bin mir sicher, dass es dann anders aussieht.

Anina Hutter, 26.06.2025